Verfasst von Martin Esche
03. Januar 2024

Wärmepumpe im Altbau
Um der Frage nachzugehen, ob die Installation einer Wärmepumpe im Altbau sinnvoll ist, lohnt es sich, zunächst den Begriff Altbau in diesem Zusammenhang zu definieren. Denn: Altbau ist nicht Altbau…
Alles hat ´nen Standard, nur der Altbau nicht…
Im Zusammenhang mit einer anstehenden Erneuerung der Heizung ist es wichtig, den energetischen Zustand des Gebäudes festzustellen. Dazu kann man sich tief in die Bauphysik begeben oder - wenn es schnell und einfach gehen soll - das Alter eines Gebäudes hernehmen. Denn erst ab den späten 1970er Jahren hat man begonnen, energetische Vorgaben beim Bau zu machen.
Jahr |
Standard |
Heizwärmebedarf |
Beschreibung |
---|---|---|---|
vor 1977 |
kein Standard |
~ 300 kWh/m²*Jahr |
nicht saniertes Wohnhaus |
11.1977 |
WsVO 77 |
<= 250 |
Begrenzung des Wärmedurchgangs durch Einführung max. Wärmedurchgangskoeffizienten und der Wärmeverluste durch Undichtheiten |
03.1982 |
WsVO 82 |
<= 150 kWh/m²*Jahr |
Verschärfung der WärmeschutzV 1977, "Bedingte Anforderungen" für bestimmte bauliche Änderungen im Bestand (Anlage 1 Nr. 9), Anforderungen zum Wärmeschutz im Sommer (Anlage 1 Nr. 7) |
01.1995 |
WsVO 95 |
<= 100 kWh/m²*Jahr |
Verschärfung der Anforderungen der WärmeschutzV 1982/ 84, methodische Änderungen, Bilanzierung solarer Gewinne durch Verwendung "äquivalenter Wärmedurchgangskoeffizienten", Wärmebilanz berücksichtigt nun Lüftungswärmeverluste über Wärmerückgewinnung |
2002 |
EnEV 2002 |
Niedrigenergiehaus <= 70 kWh/m²*Jahr |
Der spezifische Transmissionswärmeverlust der Außenbauteile darf einen Höchstwert nicht überschreiten. Einführung des Energieausweises. |
2004 |
EnEV 2004 |
KfW-60 <= 60 kWh/m²*Jahr, KfW-40 <= 40 kWh/m²*Jahr |
Energieausweise für Bestandsgebäude und Nichtwohngebäude sowie die Inspektion von Klimaanlagen. Verschärfung der Anforderungen um 30 Prozent. |
Grundsätzlich bestimmt das Baujahr, ob und wie nach Standards gebaut wurde. So sollte beispielsweise ein Wohnhaus Baujahr 1983 einen Heizwärmebedarf von nicht mehr als 150 kWh/m²*Jahr haben und auch über einen Sonnenschutz verfügen.

Bei später sanierten Gebäuden wird es komplizierter. Gibt es keine genauen Quellen, kann lediglich anhand des Baujahrs und der später erfolgten Dämmmaßnahmen abgeschätzt werden, welcher Heizwärmebedarf besteht. Häufig kann der energetische Zustand nur über eine akribische Untersuchung der Dämmmaßnahmen und der verwendeten Baumaterialien beurteilt werden.
Ich muss es wissen
Warum ist es besonders für den Altbau so wichtig, den Heizwärmebedarf zu kennen, wenn eine Wärmepumpe in Erwägung gezogen werden soll? Anders als Heizkessel oder Gastherme arbeiten Wärmepumpen nur dann effizient, wenn die Vorlauftemperaturen niedrig sind.
Folgen davon sind:
- Die bisherigen Stahlheizkörper genügen nicht mehr zur Beheizung. Sie müssen entweder vergrößert, ergänzt oder durch Flächenheizungen oder Niedertemperaturradiatoren ersetzt werden.
- Auch wenn die zur Verfügung stehende Fläche (z. B. die Decke) vollständig durch Heizflächen genutzt wird, heißt das noch nicht, dass der Raum ausreichend mit Wärme versorgt werden kann. Ist das Gebäude sehr schlecht gedämmt, wird es an kalten Tagen nicht warm genug.
Mit einer genauen Berechnung der erforderlichen Heizleistung oder mit detaillierten Verbrauchswerten kann eindeutig geklärt werden, ob eine Wärmepumpe wirtschaftlich verwendet werden kann und die verfügbaren Heizflächen ausreichend sind

Wissenschaftlich belegt
Untersuchungen des Fraunhofer-ISE haben gezeigt, dass die Kombination einer Wärmepumpe mit Flächenheizungen auch in Bestandsbauten fast immer wirtschaftlich ist. Analysen von Altbauten mit Wärmepumpen haben ergeben, dass selbst Wärmepumpen mit der geringen JAZ von 2,5 eine CO2-Einsparung von 33 % im Vergleich zu Gasheizungen erzielt haben.
Bereits bei den aktuellen Gaspreisen können effiziente Wärmepumpen günstiger betrieben werden als Gasheizungen. Es ist zu erwarten, dass der Gaspreis weiter steigt, da Gas mit weiteren Abgaben belegt werden soll und sich die Kosten der Infrastruktur auf die sinkende Zahl von Kunden verteilen müssen.
Erst dämmen, oder?
Nicht unbedingt. Experten empfehlen, dass
- bei Verwendung herkömmlicher Radiatoren der Heizwärmeverbrauch nicht über 150 kWh/m²*Jahr
- bei Verwendung von Flächenheizungen der Heizwärmeverbrauch nicht über 250 kWh/m²*Jahr
liegen sollte. Andernfalls empfiehlt sich eine Verbesserung der Dämmung vor dem Einbau der Wärmepumpe. Oft lohnen sich der Austausch einiger Fenster und die Isolierung von Rohren.

Es ist möglich, zuerst die Wärmepumpe zu installieren und später eine energetische Sanierung durchzuführen. Die Frage ist, ob die Wärmepumpe dann möglicherweise überdimensioniert ist. Hier gibt das Fraunhofer-ISE Entwarnung. Moderne Wärmepumpen können hinreichend flexibel auf geringere Wärmebedarfe reagieren, ohne wesentlich an Effizienz zu verlieren.
Kalte Füße will keiner, zu warme Füße aber auch nicht
Heizungsanlagen, also Heizquellen wie Wärmepumpen und Heizkörper wie Decken- oder Fußbodenheizungen, müssen immer für den kältest möglichen Tag ausgelegt werden. Auch an diesem einen Tag möchte niemand kalte Füße bekommen.
Beim klassischen Stahlheizkörper war das nicht so problematisch. Den hat man mit 75°C oder teilweise sogar 80°C Wasser beschickt. Zwar durfte man sich an diesen Heizkörper nicht mehr anlehnen und Kleinkinder sollten ebenfalls ferngehalten werden, aber warm war es.
Bei der Fußbodenheizung haben wir demgegenüber ein Problem. Ziehen wir hier die Temperatur zu sehr an, schadet es nicht nur den Füßen, sondern auch Bodenbelägen und Möbeln. Über 35°C Oberflächentemperatur geht bei der Fußbodenheizung nichts mehr.
Viel besser sieht es hier bei Wand- und vor allem Deckenheizungen aus. Ohne merkliche Komforteinbuße können dort Oberflächentemperaturen bis 45°C gefahren werden. Der Abstand zur gewünschten Raumtemperatur (und damit die Heizleistung) ist 60 % höher!

Warmwasser-Wärmepumpe
Eine effiziente Art der Warmwassererzeugung ist die Warmwasser-Wärmepumpe, die sich einfach und schnell auch im Altbau installieren lässt. Wir empfehlen regelmäßig diese Art der Warmwasserbereitung, sofern keine außergewöhnlichen Gründe dagegen stehen.

Förderung für Wärmepumpen in Altbauten
Speziell für Bestandsgebäude gibt es Förderungen für den Austausch von alten Heizungsanlagen, aber auch für Dämmungsmaßnahmen und Effizienzsteigerungen der Heizungsanlage. Die KfW und die BAFA sind Anlaufstellen für Förderungen, die Förderquote liegt gewöhnlich bei 20 bis 55%.
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Alles hat ´nen Standard, nur der Altbau nicht…
Ich muss es wissen
Wissenschaftlich belegt
Erst dämmen, oder?
Kalte Füße will keiner, zu warme Füße aber auch nicht
Warmwasser-Wärmepumpe
Förderung für Wärmepumpen in Altbauten