Verfasst von Martin Esche

12. September 2023

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Sind Wärmepumpen nicht eher Klimaanlagen - braucht es den Heizungsbauer noch?

Das ist eine sehr gute Frage, finde ich. Manch gestandener Heizungsbauer mag sich auf den Schlips getreten fühlen. Aber lass uns die Frage ganz sachlich analysieren.

Wärmepumpe vs. Klimaanlage

Sehen wir uns die Kandidaten von innen und außen an.


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Ich meine, die Verwandtschaft ist nicht zu übersehen (links ist übrigens die Wärmepumpe).

    Technische Verwandtschaft

    Natürlich sind die beiden Varianten nicht nur äußerlich ähnlich. Auch im Innern gleichen sich Klimaanlage und Wärmepumpe an vielen Stellen. Weil das technische Prinzip identisch ist, sind es vielfach auch die Komponenten.

    Zum Beispiel ist das Herz der Anlagen, der Kältekompressor, in beiden Anlagen zu finden. Hergestellt meist in Japan oder den USA sind diese Kompressoren hunderte von Millionen Mal verbaut worden, meist in Klimaanlagen, nun auch in Wärmepumpen. Auch Ventile, Verbinder, Wärmetauscher – alles Komponenten, die in Klimaanlagen sicher und störungsfrei laufen und nun in die Wärmepumpentechnik übernommen wurden.

    Aber zurück zum Thema: Kann der klassische Heizungsbauer Klimaanlagen bzw. Wärmepumpen?

    Wohl eher nein. Klimatechniker ist ein anderer Ausbildungsberuf und der Umgang mit diesen Anlagen erfordert andere Fertigkeiten, als sie für den Heizungsbau benötigt werden.


    klima-kompressor

      Die Sache mit dem Kälteschein

      Es klingt paradox, aber für die Reparatur im Primärkreislaufs der Wärmepumpe benötigt der Monteur bzw. seine Firma eine spezielle Zulassung, den Kälteschein. Ausbildung und Prüfung für dieses Zertifikat sollen sicherstellen, dass verantwortungsvoll und umweltschonend mit dem Kältemittel, dem Gas im  Innern der Wärmepumpe, umgegangen wird. Diese Gase waren bis vor kurzem sehr, sehr klimaschädlich. Heutige Anlagen mit dem Kältemittel R32 sind zwar noch immer kritisch, aber nicht mehr so gefährlich wie alte Anlagen mit R404 oder R134. Die nächste Generation von Kältemitteln wird R290 sein, jeder kennt es unter dem Begriff „Propangas“. Klimamäßig völlig unproblematisch, aber leider brennbar.


      Es ist also klar: Nur ein zertifizierter Kältetechniker darf eine Wärmepumpe im Kältekreislauf reparieren. Was werden die Heizungsbaufirmen nun tun? Erstens ist es gar nicht so schwer, den Kälteschein zu machen. Das dauert ein bisschen und geeignete Monteure muss man auch haben, aber dies wäre eine Variante für Unternehmen, die nicht ohnehin schon Klimatechnik mitmachen.


      Zweitens geht im Primärkreislauf kaum etwas kaputt. Die Technik ist – siehe oben – im höchsten Maße bewährt und daher sehr langlebig. Die Primärkreisläufe – also da, wo das schädliche Kältemittel umläuft – sind hermetisch dicht verschlossen, genau wie beispielsweise Kühlschränke zuhause. Und da ist mir auch kein Fall bekannt, bei dem ein Monteur ein Teil auswechseln musste.


      Drittens sind auch noch die Hersteller der Wärmepumpen mit im Boot. Kauft man eine Wärmepumpe eines einigermaßen renommierten Herstellers, schickt der im Zweifel eigene Leute.


      r32-kaeltemittel

      Wenn nicht Klimatechnik, was muss ein Heizungsbauer denn sonst können?

      Eigentlich muss ein Heizungsbauer das können, was schon immer seine Aufgabe war. Er muss vor allem Heizungen dimensionieren, die Wasserkreisläufe legen, die Anlage in Betrieb nehmen, sie einregeln und später regelmäßig warten. Das ist mit Heizkessel genauso wie mit einer Wärmepumpe.

      Neue Dimensionen

      Zu Zeiten, als Heizöl noch 30 Pfennig pro Liter kostete, war Dimensionierung kein Thema. Heizungen wurden nach Erfahrungswerten dimensioniert, lieber zu groß als zu klein, nur frieren sollte niemand. Als dann die Energiekosten stiegen, kam auch das Thema „Dämmung“ auf die Tagesortung. Gedämmte Häuser brauchen weniger Heizenergie, die Heizkessel und Heizkörper waren überdimensioniert. Weil man aber Brenner ganz gut herunterregeln kann, war das selten ein großes Problem.


      Vorschriften und Normen haben dann zunehmend Vorgaben gemacht, wie Heizungsanlagen auszulegen sind und die Hersteller haben den Heizungsbauern entsprechendes Knowhow  vermittelt. Heute muss bei jeder Neuanlage oder bei jedem größeren Umbau eine  Wärmebedarfsrechnung gemacht werden und Heizanlage und Heizkörper müssen genau auf die Erfordernisse des Gebäudes, seiner Bewohner und des jeweiligen Klimas abgestimmt werden. Das fällt nicht jedem Heizungsbauer leicht, ist aber vorgeschrieben und auch sinnvoll. Inzwischen machen solche Berechnungen auch ausgebildete Energieberater.

      Der Vorteil, einen Energieberater hinzuzuziehen, liegt darin, dass er auch sinnvolle Dämmmaßnahmen am Haus vorschlägt und an vielen energetischen Stellen über den Tellerrand blicken kann. Zudem ist manche Förderung von seiner Arbeit abhängig.


      berechnung-heizlast

        Wasserkreisläufe legen

        Das klingt simpel, ist es aber nicht. Früher hatten Heizungssysteme oft nur ein Rohr, das vom Kessel die Heizkörper in Reihe versorgte und am Schluss wieder zum Kessel ging. Später waren es meist zwei parallele Rohre, immer noch kein Hexenwerk. Heute werden - vor allem in Neubauten - Fußbodenheizungen und eine Vielzahl verschiedenartiger Konvektoren installiert, die mit unterschiedlichen Durchflussmengen und Temperaturen arbeiten. Das Rohrsystem wurde also zunehmend komplexer und muss nicht nur gut geplant und installiert sein, sondern auch noch genau eingeregelt werden.

          Die Anlage in Betrieb nehmen

          Wärmepumpen sind neu und die vorhandene Erfahrung mit den Anlagen kommt bei Weitem nicht an die Erfahrung mit Brennkesseln heran. Ein Wärmepumpensystem in Betrieb zu nehmen, erfordert, genau den Herstellerangaben zu folgen, umfangreiche Messungen und Dokumentationen zu erstellen und immer auf Überraschungen vorbereitet zu sein. Heizungsbauer können das, aber leider nur die cleveren.

            Das muss geregelt werden

            wp-wartung

            Sollen Wärmepumpen effizient arbeiten, muss viel geregelt werden. Bei herkömmlichen Heizungssystemen war die Vorlauftemperatur des Systems ein Parameter von vielen. Heizkörperthermostate haben dicht gemacht, das war oft Regelung genug. Bei Wärmepumpensystemen ist die Vorlauftemperatur zentrales Thema,  wenn es um Effizienz geht. Je niedriger die Vorlauftemperatur, umso effizienter. Es muss also bereits bei der Wärmeerzeugung darauf geachtet werden, eine hinreichende, aber möglichst geringe Vorlauftemperatur zu erzeugen. Fußbodenheizungen sind so träge, dass eine Regelung erst nach Stunden richtig wirkt.


            Moderne Regelungen beziehen die ganze Anlage in die Regelung ein. Das spart Energie und Kosten, ist aber technologisch kompliziert. So mancher Heizungsbauer, der nicht viel mehr als den Außenfühler und die Nachtabsenkung kannte, wird vor enorme Herausforderungen gestellt. Zwar helfen die Hersteller, wie sie können, aber Wissen und Erfahrung baut man nicht in Monaten auf.


            Die Anlage einzuregeln, ist bei Flächenheizungen besonders herausfordernd. Flächenheizungen bestehen aus vielen einzelnen Heizkreisen, die alle vollständig und möglichst gleichmäßig mit Wärme versorgt werden wollen. Gelingt das nicht, wird es nicht richtig warm, entstehen „Hotspots“ und es wird ineffizient. Zwar hilft hier Elektronik und digitale Regelungstechnik, aber leider nur denen, die sie verstehen und beherrschen.

              Warte noch ein Weilchen…

              Wartung ist wichtig und wird nachgefragt. Für manchen Heizungsbauer ist das Geschäft mit Wartungen lukrativer als das Neugeschäft. Aber benötigt die Wärmepumpe überhaupt Wartung?

              Definitiv ja. Kühlrippen von Verdampfern müssen gereinigt werden, Ventile und Lager müssen kontrolliert werden und die herkömmliche Wartung des Wasserkreislaufs muss natürlich auch erledigt werden. Am wichtigsten ist aber die Kontrolle der Leistungsparameter der Anlage, denn hier kann richtig viel Geld gespart werden.

              Wärmepumpen haben einen erheblichen Anteil an Elektronik. Die sorgt für störungsfreien und effizienten Lauf, wenn sie richtig eingestellt ist. Und sie zeichnet alle wichtigen Daten der Anlage auf, sodass festgestellt werden kann, ob die Anlage im optimalen Effizienzbereich läuft.

              Tut sie das nicht, kann es teuer werden, z.B. wenn der Heizstab zuschaltet, obwohl das gar nicht nötig ist. Solche Sachen sollten einem kundigen Heizungsmonteur spätestens bei der nächsten Wartung auffallen.  Schickt Ihre Heizungsfirma den Azubi zur Wartung, sollten Sie sich nach einem anderen Unternehmen umsehen.


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                Die anderen

                Nicht alles macht der Heizungsbauer selbst. Wenn ein Brunnen für die Geothermik zu bohren oder eine Deckenheizung einzubauen ist, greift der Heizungsbauer gewöhnlich auf spezialisierte Fachfirmen zurück, den sogenannten „Subs“. Auch das Verlegen der Leitungen vom Keller zum Standort der Wärmepumpe macht nicht jeder Heizungsbauer selbst. Und sollte gar eine Photovoltaikanlage ins Spiel kommen, werden auch hier häufig Subunternehmen eingeschaltet. Das ist sinnvoll und oft der einzige Weg, um eine komplexe Baustelle zu bewältigen. Auf zwei Sachen sollte aber geachtet werden:


                1. Der Heizungsbauer bleibt der Auftragnehmer und haftet für die Leistung der Subs
                2. Die Subs wurden sorgfältig nach Qualität und nicht nach dem Preis ausgewählt

                3. Trifft beides zu, sollte die Delegation an Subs kein Problem darstellen. Fällt im Angebot aber auf, dass Leistungen, die durch Subs erbracht werden, ungewöhnlich günstig sind, sollten die Warnlampen angehen. Dann bekommt der Sub vermutlich noch weniger, als im Angebot steht und seine Arbeit wird entsprechend aussehen.

                  Drei Sätze zum Schluss

                  Die Wärmepumpentechnik ist eine ausgereifte Technologie und viele Heizungsbaufirmen haben hinreichend Erfahrung in der Planung, Installation und Wartung der Anlagen. Leider gibt es aber auch viele Heizungsbaufirmen, die sich mit Wärmepumpen schwertun und nicht wesentlich mehr wissen, als in den Prospekten der verbundenen Hersteller zu lesen ist. Jedem Bauherrn, der sich für den Einbau von Wärmepumpen , Flächenheizungen, Geothermie.. und.. und.. und.. entscheidet, sei gewünscht, ein Unternehmen der ersten Sorte zu finden.

                    Überschriften

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                    Teilüberschriften

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                    Technische Verwandtschaft

                    Die Sache mit dem Kälteschein

                    Wenn nicht Klimatechnik, was muss ein Heizungsbauer denn sonst können?

                    Neue Dimensionen

                    Wasserkreisläufe legen

                    Die Anlage in Betrieb nehmen

                    Das muss geregelt werden

                    Warte noch ein Weilchen…

                    Die anderen

                    Drei Sätze zum Schluss

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